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Schach.
Das Lexikonl
Autoren: Isaak und Wladimir
Lindner
Rezension: Dieses Buch verspricht, dass Sie dort alles
finden, was Sie zum Thema Schach suchen. Das kann ich ganz
und gar nicht bestätigen. Indes bietet es doch eine
interessante historische Zusammenstellung historischer Persönlichkeiten
mit Partiebeispielen und rund 400 erläuterte Fachtermini.
Die Gliederung ist naheliegend alphabetisch und reicht von
Ablenkung bis Zweispringerspiel im Nachzug. Viele der rund
200 vorgestellten Schachmeister sind mit einem schwartweiß-Bild
illustriert. Viele Bilder wirken etwas angestaubt, bieten
aber einen netten Einblick in die Vergangenheit. Wer kann
sich noch daren erinnern, wie Wladimir Kramnik mit schulterlangen
Haaren aussah?
Einige der Bilder bieten historisches Zeugnis, so etwa ein
Bild aus dem staatlichen Museeum Dresden, das Goethe beim
Schachspiel zeigt. Oder das Bild des internationalen Turniers
von Bled 1931, das unter anderem Nimzowitsch, Aljechin,
Bogoljubow und Tartakower zeigt. Die eingestreuten Karikaturen
wirken deplatziert und überflüssig.
Die Partiebeispiele sind zeitlich breit gestreut und der
Schachfreund findet dabei viele "alte Bekannte"
wieder. Der Großteil der Partien ist aber gar nicht
bewiehungsweise aüßerst spärlcih kommentiert.
Die Themenvielfalt und die Informationstiefe ist groß,
auch wenn man wie gesagt manches vergeblich sucht. So sind
etwa dem Computerschach knapp 2 Seiten gewidmet, wobei natürlich
eine Partie aus Kasparow gegen Deep Thought nicht fehlt.
Auch dem Frauenschach ist mehr als eine ganze Seite gewidmet.
Die Biographien der Schachspieler
sind knapp aber umfassend.
Natürlich ist ein Lexikon kein Eröffnungsbuch,
aber etwas mehr als die 23 Zeilen etwa zur Französischen
Verteidigung hätte man sich schon gewünscht. Die
auf dem Cover angekündigten neuartigen Themenkomplexe
wie Biorhythmus im Schach führen allenfalls ein Mauerblümchendasein.
Aber die vielen kleinen Anekdoten
führen dazu, dass ein Schachinteressierte die Ausgabe
von 20 Euro für das Lexikon nicht bereut. Oder wussten
Sie schon, dass am 9. Juni 1970 die Besatzung des Rauschiffes
Sojus 9 eine Fernschachpartie mit dem Leiter der Bodenstation
spielte? Allerdings bleibt das Lexikon das Ergebnis schuldig...
Fazit: Das Buch könnte eine neue Auflage vertragen.
Die Bilder und viele Angaben sind nicht mehr auf dem neuesten
Stand, auch kann diese Enzyklopädie keinerlei Anspruch
auf auch nur annähernde Vollständigkeit beanspruchen.
Indes, wer einmal Wladimir Kramnik mit schulterlangen Haaren
bewundern möchte, wird hier fündig.
Kurze Leseprobe: Kasparow, Garri: Das Jahr 1980 war
für Garri Kasparow, der seit seinem 12. Lebensjahr
der Botwinnik-Schachschule angehörte, ein denkwürdiges
- er wurde in Dortmund Junjorenweltmeister und holte mit
der sowjetischen Netionalmannschaft bei der Schacholympiade
in Malta die Goldmedaille. Kasparow machte sehr schnell
große Fortschritte. Sein Stil wurde von Turnier zu
Turnier immer universeller, seine theoretischen Kenntnisse
tiefer, seine Siege eindrucksvoller. Davon zeugen insbesondere
seine Erfolge in den jugoslawischen Städten Banja Luka
(1979), Bugojno (1982) und Niksic (1983). Auffällig
waren seine reiche Phantasie und die Fähigleit der
schnellen Variantenberechnung. Die Königsindische Verteidigung
ist für Kasparows dynamischen Stil wie maßgeschneidert.
Ihr hat der spätere Weltmeister so manchen Glanzsieg
zu verdanken. ...
Zielgruppe: Wer nicht nur selbst Schach spielen will
sondern sich auch für historische Zusammenhänge,
klassische Partien, die Charaktere der Schachspieler - kurz,
wer sich für eine leicht angestaubte Enzyklopädie
des Schachspiels begeistert, mag die Investition von 20
Euro nicht bereuen.
Persönliche Wertung: 4/10
Taschenbuch, 366 Seiten (1996)
Sportverlag Berlin
Preis 20 Euro
ISBN: 3328006656
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Schach
für Igel
Autor: Magnus Georg Grabitz, 1.Auflage
Rezension: Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Es
verknüpft moderne Eröffnungstheorie mit einer
liebevoll erzählten Fabel im Stil von Hase und Igel.
Quasi nebenbei erfährt der Leser alles über ein
modernes System der Eröffnungsstrategie: das Igelsystem.
Dabei handelt es sich nicht um ein ganz und gar exotisches
System Marke Miles (1.d4 a6), sondern es kommt hin und wieder
auch bei Partien zwischen Großmeistern auf den Tisch.
So besiegte Anfang 2001 der Ungar Peter Leko den russischen
Weltmeister Wladimir Kramnik in einem Schnellschach-Match
mit Hilfe des Igelsystems (siehe
Partieverlauf).
Kern des Buches ist, wie man mit den schwarzen Steinen eine
Igelstellung erreicht.
Was ist eine Igelstellung? Der klassische Igel hat vier
wesentliche Merkmale: 1. Auf d4 steht die weiße Dame
oder ein weißer Springer, nachdem ein schwarzer Bauer
von c5 einen weißen auf d4 geschlagen hat. 2. Auf
c4 steht ein weißer Bauer. 3. Die schwarzen Bauern
f und h stehen auf der 7.Reihe, der g-Bauer steht auf g7
oder g6. 4. Die übrigen Bauern stehen in der 6.Reihe.
Diese Stellung gilt als sehr schwer zu knacken.
Als Entdecker der Igelstellung gelten der Jugoslawe Ljubojevic
und der Schwede Andersen, die es Anfang der 70er Jahre als
Mittel gegen die Englische Eröffnung populär machten.
In den einzelnen Kapiteln des Buchs werden verschiedene
Igelpartien ausführlich auf Stärken und Schwächen
analysiert sowie Alternativzüge aufgezeigt. Insbesondere
das Kapitel Eröffnungen für Igel
zeigt Wege auf, wie man aus verschiedenen Eröffnungszügen
heraus eine Igelstellung erlangen kann. Zusammen mit Ausweichsystemen
ergibt sich somit ein komplettes Eröffnungsrepertoire
für Schwarz.
Im Kapitel Igeltaktik sind typische Igelstellungen vor dem
Vorstoß d5 vorgestellt und auf ihre Besonderheiten
hin analysiert, um dem Leser ein Gefühl zu geben, wann
der rechte Zeitpunkt für den entscheidenden Angriff
ist.
Der Anhang des Buchs ist angereichert mit 58 Partien aus
der Großmeisterpraxis. Hier lernt der Leser, wie die
Meister des Schachs mit dem Igelsystem umgehen. Übrigens,
in einer persönlichen Analyse des Autors von rund 300
Igelpartien hat das Igelsystem eine Erfolgsquote von 46
Prozent.
Fazit: Das Buch dürfte den meisten Schachfreunden
viel Lesespaß bereiten. Allein Puristen, die trockene
Lehrbücher und Diagrammsammlungen bevorzugen, dürften
von der fabelartigen Begleitgeschichte nicht begeistert
sein. Ein fantasievollen und instruktives Lehrbuch!
Kurze Leseprobe: Bei dem Anblick zweier sich gegenüberstehender
Formationen kam in ihm die Ahnung auf, dass dieses Spiel
ihn in herrliche Abenteuer verwickeln wird und dass in Zukunft
ein Teil seines Denkens und Fühlens mit diesen fantasieanregenden
Steinen in Zusammenhang stehen wird. Er las laut in der
Anleitung: "Beim Schachspiel ziehen die beiden Gegner
abwechselnd. Die Bauern gehen ein Feld vor und schlagen
schräg." In diesem Moment kam der Hase vorbei...
Zielgruppe: Das Buch ist für alle Liebhaber
des Schachspiels geeignet, abgesehen vielleicht von blutigen
Anfängern, die tief ein ein besonderes Eröffnungssystem
eintauchen wollen.
Persönliche Wertung: 8,5/10
Taschenbuch, 180 Seiten (1990)
W. Dau Verlag, Düsseldorf
Preis 14,30 Euro
ISBN: 3791903322
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