Dieses Match wurde mit großer Spannung erwartet: Der amtierende Weltmeister und zweite der
Weltrangliste Vladimir Kramnik tritt gegen das zur Zeit stärkste Schachprogramm Deep Fritz an.
Rückblick 1997: Weltmeister Garry Kasparow hat das Duell gegen IBMs Parallelrechner Deep Blue
mit 2,5 zu 3,5 verloren. Zum ersten Mal triumphierte Silizium über einen Großmeister dieser
Spielstärke. Noch vor einem Jahr hatte Kasparow mit 4:2 gesiegt und mutig behauptet, vor der
Jahrtausendwende werde ihn kein Computer schlagen.
Kann sich Kramnik für die Menschheit revanchieren?
Partie 1:
Deep Fritz hat die weißen Steine. Kramnik wählt die Berliner Variante der Spanischen Verteidigung,
mit der er bereits im WM-Match gegen Kasparov Erfolg hatte. Auch diesmal kommt er damit zu einem
leichten Remis nach 28 Zügen. Weiß hatte zwar am Ende einen Bauern mehr, aber gegen die
schwarze Festung war kein Durchkommen.
Noch hält Kramnik mit einem Prozessor den acht Prozessoren seines Gegners stand.
Partie 2:
Kramnik gewinnt! Fritz wehrte sich lange und umsichtig, stand am Ende aber auf verlorenem Posten. In
einem angenommenen Damengambit tauschte Kramnik schnell die Damen und baute kontinuierlich Druck
auf. Die kleinen Fallstricke des Rechenknechtes umschiffte er souverän und sackte im 57.Zug den
vollen Punkt ein.
Partie 3:
Fritz bekommt ordentlich auf die Mütze! Auch mit den weißen Steinen war er diesmal Kramnik nicht
gewachsen- In einer schottischen Partie strich das Silizium nach 51 Zügen die elektronischen Segel.
Partie 4:
Dieses Mal stand die Tarrasch-Verteidigung des Damengambits zur Diskussion. Wieder gelang es
Kramnik, früh die Damen abzutauschen und somit die Partie in ruhiges Fahrwasser zu lenken. Er
gewann schließlich einen Bauern, der aber nicht zum Gewinn ausreichte, und bot im 41.Zug remis an.
Zur Halbzeit führt Kramnik somit überraschend klar mit 3-1. Die Partien waren hochwertig, aber
unspektakulär und für die Zuschauer eher öde.
Partie 5:
Fritz kann doch gewinnen! Diesmal blieben die Damen auf dem Brett, und prompt kam Kramnik in
Schwierigkeiten. Anders als bisher eröffnete Fritz diesmal mit 1.d4, anschließend kam die Lasker-
Variante des Damengambits aufs Brett. In schlechter Stellung stellte Kramnik einen Springer ein
und gab im 35.Zug auf. Vielleicht wird es doch noch einmal spannend...
Partie 6:
Wieder hat Kramnik verloren! Offenbar haben die Programmierer von Fritz gute Arbeit geleistet. In einer
Damenindischen Partie opferte Kramnik mutig eine Figur, geriet aber ins Hintertreffen und verpasste
in Zeitnot eine Remisvariante. Bleiben die Damen wie diesmal wieder lange auf dem Brett, scheint
Fritz kaum zu schlagen zu sein. Nun ist alles wieder offen!
Partie 7:
Eine langweilige Partie. Kramnik wählte auf der schwarzen Seite die Damenindische Verteidigung, es
entstand eine völlig blockierte Stellung, in der nur müdes Klötzchenschieben möglich war. Die Folge:
Man einigte sich in Zug 28 auf Remis. Damit fällt die Entscheidung in der letzten Partie!
Partie 8:
Von Kampfeslust keine Spur! Wer ein furioses Finale erwatet hatte, wurde bitter enttäuscht. Nach 21
Zügen in der Capablanca-Variante des orthodoxen Damengambits trennte man sich mit einem Remis.
Somit endete der Vergleich 4-4. Ein Langweiler, lediglich die 6. Partie hatte Feuer. Bleibt die
Hoffnung, dass Kasparov es in seinem Match gegen Deep Junior im Dezember besser macht.
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Ergebnisse:
1 2 3 4 5 6 7 8 gesamt 1 Deep Fritz ½ 0 0 ½ 1 1 ½ ½ 4/8
2 Vladimir Kramnik ½ 1 1 ½ 0 0 ½ ½ 4/8
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